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Schwarzwälder Bote, 22.11.2013

Kräftige Farben vertreiben allen Trübsinn

von Corinne Otto

KREIS ROTTWEIL Das düstere Grau des Tages fällt schon beim Eintritt in die Kunst- "Wirkstatt" ab. Bunte Bilder auf dem Tisch, Körbe in allen Größen und Formen und eine positiv gestimmte Frau mittendrin: Monika Heidger weiß genau, wie man gute Laune bekommt.Die Kunsttherapeutin ist in ihrer "Wirkstatt" in der Schramberger Straße in Rottweil von Dingen umgeben, die schon beim Betrachten eine besondere Wirkung haben: sanft geschwungene Tonformen im Regal, ein strahlend blaues Bild auf einer Staffelei, buntes Peddigrohr, das von der Decke baumelt und verwandelt werden will. Hier ist Kreativität angesagt. "Und das macht glücklich", ist Monika Heidger überzeugt.

Allein die richtige Farbe kann "direkt auf die Seele wirken und die Laune heben", sagt sie. Je nachdem, ob man eher aus seiner Lethargie erwachen und in Schwung kommen will (Rot), oder eher versucht, zur Ruhe zu kommen (Blau), sind Farben vielseitig einsetzbar. In Kursen für jedermann oder in therapeutisch angelegten Einzelstunden motiviert die 59-Jährige zum Malen und Ausprobieren. Ganz wichtig: Was da entsteht, soll sich langsam entwickeln und etwas "Eigenes" sein. "Und plötzlich steht derjenige strahlend da und staunt über sein eigenes Werk", erzählt Monika Heidger aus ihrer täglichen Arbeit. Das Formenzeichnen ist eine der Möglichkeiten. Eine Linie wird förmlich auf dem Papier in Schwung gebracht, neue Formen und Überschneidungen entstehen. Und Entspannung gibt’s einfach mit dazu.

"Meistens arbeite ich selber mit und erfreue mich immer wieder aufs Neue an den Dingen", sagt die Kunsttherapeutin lachend. Besonders das Körbeflechten ist für sie eine Tätigkeit mit Sofort-Wirkung: "Du musst ganz bei der Sache sein, um aus den wirren bunten Fäden etwas entstehen zu lassen – und unweigerlich stellt sich ein Glücksgefühl ein". Auch bei der Arbeit mit dem Speckstein oder mit Ton könne jeder ganz leicht das Gefühl ausprobieren, wie es ist, etwas zu erschaffen. Großartige Techniken sind dabei nicht gefragt, alles entsteht mit den eigenen Händen, langsam Schritt für Schritt. "Da kommt man runter, das erdet", sagt Heidger und zeigt ein winziges Schaf aus Wachs, das derzeit einen Ehrenplatz auf dem schweren Holztisch hat. "Einfach, weil es schön ist, es anzuschauen."

Immer wieder halten derweil Passanten am Schaufenster von Monika Heidgers "Wirkstatt" inne. Dort ausgestellte Tonformen – der Verlauf von der Kugel zum Würfel – und Bilder in herrlichen Farben machen neugierig. Und so manch einer fasst allein dadurch den Entschluss, sich selbst etwas Gutes tun zu wollen und sich in der Wirkstatt auszuprobieren. Andere wiederum bekommen eine Verordnung vom Arzt, vieles läuft durch Mund-zu-Mund-Propaganda. "Der Bedarf ist riesig", meint die Kunsttherapeutin.

In Zeiten, in denen Ausgebranntheit, Hektik und Leistungsdruck im Vordergrund stehen, sei es eben schon etwas Besonderes, sich eine Stunde lang mit einem Stück Ton oder einem Bild zu beschäftigen. Und wer einfach nur dem Herbst-Blues entfliehen will, kommt bei der Arbeit mit Monika Heidgers bunten Kreide- oder Pastellfarben sicher "gut drauf".